Zu Beginn des Übens strebt man gewöhnlich eine Form an. Man eifert beim Tai Chi, Yoga oder Qigong den äußeren Bewegungsabläufen nach, die man beim Lehrer oder der Lehrerin sieht. Oder sitzt beim Meditieren mit angestrengt aufrecht gehaltenem Rücken – und hält das für einen Teil der Praxis. Das ist es auch, durch die empfehlenswerte Kunst der Imitation … dessen, was man bewundert, was man selber gern erreichen möchte.
Nacheifern ist der erste Schritt. Mit der Zeit, mit der Praxis, kommt der Inhalt hinzu: Die Form füllt sich von innen. Und wenn der Inhalt da ist, stellt man fest: mit dem Rücken muss ich aktiv gar nichts mehr tun. Kaum setze ich mich zum Meditieren hin – ganz natürlich – beginnt die Ausrichtung von innen heraus, ohne mein Zutun oder auch nur die Intention. Es geht gar nicht mehr anders.
Das gilt übrigens auch für die Lösung vom gewohnheitsmäßigen Konsum von Kaffee, Alkohl, Fleisch. Irgendwann merkt man: das Bedürfnis danach ist nicht mehr da, bzw. wird es von innen heraus aus anderer Quelle genährt.
Ganz einfach und natürlich, und dennoch braucht es die Phase des Strebens, der Imitation. Das Nichts-Tun, das „Lassen“, wird zum Einfach-Sein und zum Alles durch die Beständigkeit und Natürlichkeit des Übens.